Der Offenbacher Kammerchor wurde 1962 von Wolfgang Weyrich gegrĂŒndet.
Heute ist er Dekanatschor des Evangelischen Dekanats Offenbach. Konzerte, Auslandsreisen und Funkaufnahmen haben ihn ĂŒber die Grenzen Offenbachs hinaus bekannt gemacht. Eine langjĂ€hrige gute Zusammenarbeit besteht mit dem Kulturamt der Stadt.

AnlĂ€sslich seines 40-jĂ€hrigen Bestehens schrieb die Presse: „Seit vielen Jahren zĂ€hlt nunmehr der Offenbacher Kammerchor … zu den kulturellen AushĂ€ngeschildern der Lederstadt. Sein hohes Niveau, seine strahlende Klangkraft sind mit HartnĂ€ckigkeit und Zielstrebigkeit erreicht worden.“
(Offenbach-Post vom 28. Mai 2002)

Kurzgefasste Chronik des Offenbacher Kammerchores
(Verfasser: Eckart Henningsen auf der Basis der unten angegebenen Quellen, Fassung: 29.11.2007)

Als wir damals im Advent 1961 einen Altennachmittag im
Gemeindesaal der Schlosskirchengemeinde in der (damals)
Gerberstraße gestalteten – wir, das waren meine Schwester Eri,
Gi MĂŒllergroß und ich -, wussten wir noch nicht, dass da gerade ein Stein ins Rollen kam. Er kam in Form eines Stadtrates. Der damalige Jugend- und Sozialdezernent Ferdi Winkel war anwesend und kam nach dieser Feier auf uns drei zu: ob wir nicht mal was GrĂ¶ĂŸeres machen wollten??
Wir wollten, und damit kam also dieser Stein ins Rollen: Freunde wurden angesprochen und zu den ersten Proben mitgeschleppt. Wir hatten uns fĂŒr ein gemischtes Bach-Programm entschieden: die Kaffee-Kantate, das Doppelkonzert fĂŒr Oboe und Violine d-Moll und die Kantate BWV 12 „Weinen, Zagen, Sorgen, Klagen“. Warum dieses Programm? Ich weiß es heute nicht mehr genau, denke, dass es die meiner, unserer Jugendlichkeit entsprechend neu „entdeckten“ StĂŒcke waren.
Und so musizierten wir am 31. MĂ€rz 1962 mit viel Begeisterung und ausnahmslos jugendlichen Mitwirkenden unter dem Titel „Jugend musiziert“ im Saal des Offenbacher Ledermuseums; wir nannten uns „Offenbacher Jugendchor“.

(Wolfgang Weyrich, in: 20 Jahre Offenbacher Kammerchor 1962-1982)


 und so ging es weiter:

60er Jahre

-JĂ€hrlich mehrere Konzerte in Offenbach und Umgebung
-Anfangs vor allem Kantaten von Bach und Buxtehude, ab Mitte der sechziger Jahre zunehmend a-cappella-Werke aus Barock und FrĂŒhbarock (Bach, Buxtehude, Hassler, Monteverdi, Schein, SchĂŒtz usw.)
-1962 bis 1968 jĂ€hrliche Einladungen des VdK Volksbund deutsche KriegsgrĂ€berfĂŒr-sorge fĂŒr Konzerte in Damvillers bei Verdun/Frankreich, 1969 in Arras und Amiens/ Frankreich
-Konzert in Offenbachs Partnerstadt Esch/Luxemburg (1964)
-1967 Umbenennung von Offenbacher Jugendchor in Offenbacher Kammerchor
-Ab 1968 probt der Chor in der Lutherkirche (bis dahin Schlosskirche).

70er Jahre

-Zu seinem 10-jÀhrigen Bestehen 1972 singt der Kammerchor Bachs Johannes-Passion.
-Der Chor organisiert sich als (zunÀchst nicht eingetragener) Verein mit Vorstand, Beirat und Mitgliederversammlung. Die erste Satzung trÀgt das Datum vom 17. Mai 1974.
-Zum Chorleben gehört der Kneipen-Stammtisch nach der Chorprobe. Viele Jahre lang ferner Chorfasching, Chorurlaub und Chorwanderungen.
-Neben einem umfangreichen Motetten-Programm kommen große Messen, Passionen und Oratorien der geistlichen Chormusik zur AuffĂŒhrung: Bach (Johannes-Passion 1972 und 1974, MatthĂ€us-Passion 1976, Weihnachtsoratorium 1973, 1975 und 1977, h-Moll Messe 1975), Bruckner (Te Deum 1976), HĂ€ndel (Messias 1978), Haydn (Theresien-Messe 1974), Mendelssohn Bartholdy (Elias 1978), Monteverdi (Marien-vesper 1974), Mozart (Requiem 1979)

-Zusammenarbeit mit bedeutenden Gesangssolisten, wie z.B. Siegfried Jerusalem, Adalbert Kraus, Hildegard Laurich, Beatrice Niehoff, Christoph Prégardien, Gabriele Schnaut, Ernst Gerold Schramm, Uta Spreckelsen, Manfred Volz und Czilla Zentai, spÀter Hans Blochwitz und Stephan Schreckenberger.
-Erste gemeinsame AuffĂŒhrungen mit der Kantorei der Luthergemeinde (z.B. Weih-nachtsoratorium 1973 und 1977, Theresien-Messe 1974)
-Finanzielle Förderung der großen Oratorienkonzerte durch das Kulturamt der Stadt Offenbach
-Mitwirkung am Festakt „1000 Jahre Offenbach“ in Anwesenheit von BundesprĂ€sident Walter Scheel (1977)
-Abschlusskonzerte der von 1977 an regelmĂ€ĂŸig stattfindenden Offenbacher „Woche der Kirchenmusik“
-Mitwirkung bei Rundfunkgottesdiensten und Rundfunkmorgenfeiern, Schallplatten-aufnahmen
-JĂ€hrliche Probenwochenenden in Maria Laach, in den 80er Jahren und danach in SchlĂŒchtern, Dalherda und Ilbenstadt
-JĂ€hrliches Adventslieder-Singen im Klinikum Offenbach (einige Jahre auch im Offenbacher Rathaus und im Behindertenheim Eisingen)

80er Jahre

-Der Kammerchor wird Dekanatschor.
-Eingetragener Verein (e.V.) seit 28. Februar 1980. Vom Finanzamt als gemeinnĂŒtzig anerkannt, womit Spenden an ihn steuerlich abzugsfĂ€hig sind.
-UrauffĂŒhrungen zeitgenössischer Offenbacher Komponisten (JĂŒrgen Blume, Hans Wolfram Hooge, Olaf Joksch, Karl Rathgeber)
-Gemeinsame Konzerte mit dem Chor der Medizinischen Akademie Lublin/Polen (1981, 1984)
-JubilĂ€umskonzert zum 20-jĂ€hrigen Bestehen 1982 mit a-cappella-Werken von Bach, Brahms, Distler, Schein, SchĂŒtz und Sweelinck
-Konzertreise nach Lublin/Polen (1983)
-Stimmbildung durch Bruni Klein
-Bach, Die 6 Motetten (BWV 225-230) in der Frankfurter Dreikönigskirche (1985)
-Das JubilĂ€umskonzert zum 25-jĂ€hrigen Bestehen 1987 steht im Zeichen doppel-chöriger Werke von Brahms (Fest- und GedenksprĂŒche) und Frank Martin (Messe 1922). Der Chor ĂŒberzeugt die FAZ „durch eine Geschlossenheit und Ausdrucks-dichte, mit der selbst professionelle Chöre selten aufwarten können“ (FAZ vom 20. Mai 1987).
-Der Kammerchor erreicht 1988 mit 90 SÀngerinnen und SÀngern seine höchste Mitgliederzahl (30 Soprane, 30 Alte, 10 Tenöre, 20 BÀsse).
-Große Oratorienkonzerte: Bach, h-Moll-Messe (1981, 1987), Johannes-Passion (1982), Weihnachtsoratorium (1984), MatthĂ€us-Passion (1986), Berlioz, L’Enfance du Christ (1989), Brahms, Requiem (1980, 1981), HĂ€ndel, Messias (1985), Monteverdi, Marienvesper (1983), Mozart, Requiem (1989).

90er Jahre

-Konzertreisen nach Markneukirchen und Auerbach/Vogtland (damals noch DDR) im Juni 1990 und nach Esch/Luxemburg im Oktober 1990 (nach Auerbach/Vogtland auch 1995)
-Mitwirkung am 13. Landeskirchengesangstag der EKHN in Kloster Eberbach (September 1990)
-Mitwirkung am Adventskonzert des Hessischen Rundfunks in der Alten Oper, musika-lische Leitung: Peter Falk (1993)
-Mozart, Missa brevis in B, KV 275 zur Trauung von Christian Neckermann (Enkel von Josef Neckermann) und Darian Hayler in der Offenbacher Marienkirche (1994)
-Stimmbildung durch Matthias Seibert
-Gemeinsame Konzerte mit dem Oratorienchor Tokyo/Japan in Hanau und Offenbach (Bach, Weihnachtsoratorium, 1995)
-UrauffĂŒhrung von Hans Wolfram Hooge, Vater unser (1998)
-Auf dem 93. Deutschen Katholikentag in Mainz 1998 stellt der Kammerchor neue geistliche Chormusik von Heinz-Albert Heinrichs („Eine deutsche Messe“) und Heinz Martin Lonquich („Alle Augen warten auf dich, Herr“) vor
-Große Oratorienkonzerte (teilweise zusammen mit der Kantorei der Luthergemeinde): Bach, Johannes-Passion (1992, 1999), Weihnachts-Oratorium (1991, 1993, 1998), Mendelssohn Bartholdy, Elias (1993), Beethoven, Messe C-Dur (1991), Brahms, Requiem (1994,1997), Honegger, König David (1995), HĂ€ndel, Messias (1996), Monteverdi, Marienvesper (1998)
-BĂŒrgermedaille in Silber der Stadt Offenbach fĂŒr Wolfgang Weyrich (1999)

Ab 2000

-Wolfgang Weyrich gibt am 20. Mai 2000 sein Abschiedskonzert. Der Kammerchor singt unter seiner Leitung zusammen mit der Kantorei der Luthergemeinde die Petite Messe Solennelle
von Gioacchino Rossini.
-Nachfolger wird Matthias Querbach, der dem Chor durch Probentechnik, stimmliche Weiterbildung und Programmauswahl neue Impulse gibt.
-Konzertreise nach Bayreuth und Forchheim (2001)
-Der Kammerchor begeht sein 40-jĂ€hriges Bestehen mit der AuffĂŒhrung des Elias von Felix Mendelssohn Bartholdy (2002)
-Konzertreisen nach Pirna und Auerbach/Vogtl. 2003 (Pirna und Bautzen auch 2006)
-Kantor Tobias Koriath tritt die Nachfolge von Matthias Querbach an (2004). Sein besonderes Interesse gilt selten aufgefĂŒhrten Werken, wie z.B. Rolle „Weihnachts-Oratorium“ (2004), Lohff „Requiem fĂŒr einen polnischen Jungen“ (2005), Lortzing „Himmelfahrts-Oratorium“ (2006), Gounod „Requiem (2007).
-Der Kammerchor nimmt am 2. Chor-Wettbewerb der Stadt Offenbach teil (2006).
-Offenbacher Kammerchor und Kantorei der Luthergemeinde vereinbaren eine ver-stĂ€rkte Zusammenarbeit. FĂŒr besondere A-cappella-Konzerte entsteht die „camerata vocale offenbach“ mit ausgewĂ€hlten SĂ€ngerinnen und SĂ€ngern aus beiden Chören, die zum Abschluss der Offenbacher Orgeltage 2006 erstmals an die Öffentlichkeit tritt.

Quellen:

  • Festschrift 10 Jahre Offenbacher Kammerchor 1962-1972
  • Festschrift 20 Jahre Offenbacher Kammerchor 1962-1982
  • Festschrift Offenbacher Kammerchor 1962-1987
  • Kammerchor-Archiv